Amelie Nickel präsentierte am 11.12.2023 die Ergebnisse ihres Beitrags aus der aktuellen Mitte-Studie der Frierich-Ebert-Stiftung ‚Entsicherte
Marktförmigkeit als Treiber eines libertären Autoritarismus‘.
Zunächst gab Nickel einen Überblick über die Ergebnisse der Mitte-Studie als Ganzes. Zum wiederholten Mal zeigt sich demnach eine Zunahme rechtsextremer und menschenfeindlicher Positionen in der Gesellschaft.
In Nickels Beitrag, den Sie zusammen mit Andreas Hövermann und Eva Groß verfasst hat, suchen die drei Autor*innen nach den Ursachen dieses Rechtsrucks. Dabei fanden sie einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen neoliberalen Leistungsidealen und Menschenfeindlichkeit.
So wurde gezeigt, dass eine starke Identifikation mit erfolgs- und
wettbewerbsorienteierten Leitbildern, in Verbindung mit aktuellen Krisenerfahrungen, Personen besonders anfällig machen kann für Verschwörungsgläubigkeit, Demokratiemissachtung und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Die Autor*innen nutzen für diesen Zusammenhang den Begriff „libertären Autoritarismus“. Menschen die Wettbewerbsideale weniger verinnerlicht haben, aber ebenfalls in prekären Situationen sind, sind demnach deutliche weniger anfällig für Demokratiefeindlichkeit. Die soziale Lage allein ist demnach offenbar nicht ausreichend ist, um politische Positionen zu erklären.
Die anschließende Diskussionsrunde war verhältnismäßig emotional. Gerade ältere Teilnehmer*innen sahen sich in den Prognosen und Warnungen aus der Jahrtausendwende bestätigt. Der Zeit des neoliberalen Staatsumbaus. Demnach wurde damals schon gewarnt, dass der Abbau des Sozialstaates in Verbindung mit einer höheren Leistungs- und Eigenverantwortungserwartung, auf Dauer zu einer Entsolidarisierung in der Gesellschaft fördert. Diese Prognosen scheinen sich anhand des vorliegenden Beitrags bestätigt zu haben.
Amelie Nickel ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für
Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) und
promoviert am Leibniz-Wissenschafts-Campus »SOEP-RegioHub«
an der Universität Bielefeld.